Bürgerpreis Scheckübergabe 27.09.2014

Von Markus Steinbrück

Flüchtlinge auch als Chance für unser Land begreifen

Das Internationale Café in Winsen gewinnt den Bürgerpreis 2014 in der Kategorie Alltagshelden. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude überreicht 2000 Euro Preisgeld.

 

Wer bei einem Einkaufsbummel durch die Winsener Innenstadt einen Abstecher in das Gemeindezentrum der St. Marien-Kirche macht, bleibt unweigerlich dort hängen. Er wird gefangen genommen von der positiven Energie, von der freundlichen Ausstrahlung und von der Wissbegierde junger Menschen dunkler Hautfarbe. Neben ihnen sitzen Personen wie Du und ich, ehrenamtlich engagierte Freiwillige, die sich mit den Gästen in welcher Sprache auch immer unterhalten, ihnen Tipps für den Alltag geben, mit ihnen einen Kaffee trinken oder mit ihnen spielen.

Das Internationale Café der St. Marien-Kirchengemeinde in Winsen, das jeweils sonnabends für drei Stunden seine Pforten öffnet, ist längst zu einem festen Anlaufpunkt für Flüchtlinge geworden. Die jungen Männer kommen aus Syrien, Eritrea, dem Sudan, von der Elfenbeinküste oder aus Somalia. Sie haben fast alle eine mehrere Jahre währende Odysse aus ihrem Heimatland hinter sich, bis sie nun in Winsen gelandet sind. Und sie sind dankbar dafür, einen Anlaufpunkt zu haben. Jede Woche kommen 50 bis 70 Flüchtlinge in das Gemeindezentrum und werden dort von 20 bis 30 ehrenamtlichen Kräften im Alter zwischen 15 und 75 Jahren betreut.

Seit fast einem Jahr gibt es das Internationale Café und es macht weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus Schlagzeilen. Jetzt waren beispielsweise Marketingleiter Wilfried Wiegel und Filialleiter Stephan Rohn von der Sparkasse Harburg-Buxtehude gekommen, um Pastor Markus Kalmbach einen Scheck in Höhe von 2000 Euro zu überreichen. Es ist das mit dem Gewinn des Bürgerpreises 2014 im Landkreis Harburg verbundenen Preisgeld.

Der Bürgerpreis ist eine gemeinsame Aktion der Bundestagsabgeordneten im Landkreis Harburg, des Landkreises Harburg und der Sparkasse Harburg-Buxtehude, die auch das Gesamtpreisgeld von 6000 Euro für die drei Kategorien zur Verfügung stellt. „Vielfalt fördern – Gemeinschaft leben“, lautete das Motto 2014. Wohl kaum ein Bewerber wird diesem Motto besser gerecht als das Internationale Café, das den Bürgerpreis in der Kategorie Alltagshelden zuerkannt bekam.

„Sprache ist ein ganz großes Thema. Die Flüchtlinge wollen unbedingt Deutsch lernen“, sagt Pastor Markus Kalmbach. So finanzierte die Kirchengemeinde im Sommer einen sechswöchigen Sprachkursus für 20 Flüchtlinge mit, ihr entstanden Kopierkosten für die (natürlich genehmigte) Vervielfältigung von Sprachbüchern, sie hat regelmäßige Ausgaben für Getränke und Kaffee und zahlt den Ehrenamtlichen Kilometergeld, wenn diese Flüchtlinge zu Behörden oder Ärzten begleiten. „Insgesamt haben wir im letzten Jahr 5000 bis 6000 Euro für diese Arbeit ausgegeben“, macht Kalmbach deutlich, dass die 2000 Euro Preisgeld gut angelegt sind.

Kalmbach selbst arbeitete elf Jahre lang in Südafrika, bevor er vor viereinhalb Jahren nach Winsen kam. Er kennt deshalb viele der Sorgen, Bedürfnisse und Lebensgeschichten, mit denen er heute konfrontiert wird, aus erster Hand. Und er trägt das Namensschild „Brother Mark“, das ihm einst in Zimbabwe überreicht worden war.

„Das sind alles junge, tatkräftige Männer. Wir sollten sie nicht als Problem, sondern auch als Chance für unser Land begreifen“, fordert Kalmbach zum Umdenken auf. Immerhin habe fast jede deutsche Familie aus der Geschichte heraus selbst Berührungspunkte mit Flüchtlingsgeschichten. Sei es als Folge des Zweiten Weltkriegs oder der deutschen Teilung.

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