Audioandacht „Jage die Ängste fort“

Ein Besuch im Supermarkt macht es deutlich: Das Leben ändert sich gerade in großen Schritten. Reis, Mehl und Haferflocken fehlen im Regal. Es scheint Mitmenschen zu beruhigen, große Vorräte anzulegen. Hoffentlich essen sie diese auch … 
Viele fragen sich in diesen Tagen: „Was kann ich tun? Ich möchte so gern etwas tun!“ Die Antwort auf diese Frage führt in eine ungewohnte Richtung. Sie lautet: „Bleibt Zuhause! Verzichtet auf soziale Kontakte! Haltet Abstand!“ Die aktuellen Handlungsweisungen sind anders, als alles das, was ich und andere sonst so von mir erwarten. Der Stillstand des öffentlichen Lebens verändert meinen Alltag.

Auch der Stillstand im Leben der Kirchengemeinden ist schwer auszuhalten: Gruppen sind abgesagt. Gottesdienste finden nicht statt. Keine Besuche. Besprechungen per Videokonferenz. Dabei gehörte es doch zum Leben der Kirche, Menschen zusammen zu führen. „Wo zwei oder drei in Jesu Namen zusammen sind …“ heißt es. Das alles soll nun nicht sein.

So müssen wir die vertrauten Verhaltensmuster überdenken. Diese Muster tauchen immer dann besonders hartnäckig auf, wo Verunsicherung herrscht. In der Krise reagiert man mit dem, was man besonders gut kann und was einem vertraut ist. In der evangelischen Kirche scheint dies eine Art Betriebsamkeit zu sein, die ich auch an mir selbst wahrnehme. So wie ich bei einem Kontakt schnell die Hand zum Gruß ausstrecken will, so gehen die Reflexe in der Kirche dorthin, wo ich aktiv für andere sein kann.

Eine Herausforderung dieser Tage besteht darin, auszuhalten, was nicht geht. Eine Pause wäre möglich. Ich könnte – ein Bild malen, ein Lied singen, aus dem Fenster gucken, ein Gedicht lesen. 

Mascha Kaléko dichtet:

Jage die Ängste fort 
und die Angst vor den Ängsten. 

(Das im Audiobeitrag zitierte Gedicht ist aus Urheberrechtsgründen nicht vollständig wiedergegeben, Sie finden es unter https://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&id=17171.)